DSL und Glasfaser parallel betreiben mit 2 Fritzboxen

Schöne neue Welt, vor kurzem wurde endlich der Glasfaseranschluss scharf geschaltet, doch noch ist der alte Telekom Vertrag nicht abgelaufen. Für 3 Monate komme ich daher nicht um einen Parallelbetrieb herum, da mir der neue Betreiber bis zum offiziellen Vertragsende nur Internet ohne VOIP zur Verfügung stellt (Rufnummermitnahme sei dank).

Bisheriger Anschluss:
Telekom VVDSL 100/40
Telekom VOIP

Neuer Anschluss:
Glasfaser 500/100

Verfügbare Geräte:
2x Fritzbox 7590 (im folgenden Fritz-DSL und Fritz-GF genannt)
1x Fritzbox 7390

Meine Wunschvorstellung deckt sich mit der vieler anderer Internetnutzer, wie ich Google entnehmen konnte: Man will das schnellere Internet, aber trotzdem weiter telefonisch erreichbar sein. Dumm nur, dass einem die Telekom da einen Strich durch die Rechnung macht, denn eine nomadische Nutzung des VOIP an einem Fremdanbieteranschluss wird nicht angeboten. Hat garantiert Sicherheitsgründe, wenn beispielsweise der Notruf angerufen wird, man aber keine Auskunft mehr zum Standort machen kann, dann kann die Adresse traditionell zumindest anhand der Rufnummer ermittelt werden. Bei nomadischer Nutzung könnte man sich aber eben so gut grade auf Mallorca aufhalten. Macht also schon irgendwie Sinn, auch wenn es im aktuellen Szenario sehr hinderlich ist.

Die naheliegenste Option: 3 Monate echter Parallelbetrieb. Man stellt beide Fritzboxen quasi direkt nebeneinander, deaktiviert bei der Fritz-DSL das WLAN und klemmt alle per Ethernet angeschlossenen Geräte ab. Somit stellt sie weiterhin die VVDSL Verbindung her und kann das VOIP abhandeln, ansonsten spielt sie im Netzwerk aber keine Rolle mehr. WLAN sowie der Versorgung der Ethernet-Geräte übernimmt ausschließlich Fritz-GF.

Leider ist die WLAN-Abdeckung im Obergeschoss bisher immer mäßig gewesen, und grade für Home-Office somit eher suboptimal. Daher tue ich mich schwer damit, beide Geräte nebeneinander im Erdgeschoss aufzustellen. Eine Verteilung über beide Stockwerke wäre sinnvoller. Nun könnte ich natürlich noch die etwas angestaubte 7390 reaktivieren und als Switch / Repeater der Fritz-GF nutzen. Dann sind aber schon 3 Geräte in Betrieb für eine Aufgabe, die sich doch auch irgendwie mit 2 Geräten umsetzen lassen muss.

Eine weitere Idee war es, einfach die MESH-Funktionalität der beiden Fritzboxen zu nutzen. Nach kurzem Test die Ernüchterung, das funktioniert nicht, denn eine Box gibt alles vor. Man hat also je nach MESH-Master entweder VVDSL + VOIP an beiden Geräten, oder aber Glasfaser ohne VOIP.

Die Frickel-Idee: Die Fritz-DSL ist ja bereits vollständig eingerichtet und in Betrieb. Somit erstmal entsprechend der ersten Option die Fritz-GF als separates Netzwerk einrichten. Bei der Einrichtung aber schonmal drauf achten, dass man den gleichen IP-Range verwendet, ohne Konflikte bei der Adressvergabe zu verursachen. Nun deaktiviert man auf der Fritz-DSL den DHCP-Server (sowohl IPv4 als auch IPv6) und verbindet beide Fritzboxen per LAN-Kabel miteinander. Somit wird allen Geräten, welche sich an Fritz-DSL anmelden, via DHCP die Fritz-GF als Internet-Gateway mitgeteilt und nutzen die bessere Internetverbindung, obwohl die Fritz-DSL auch weiterhin selbst VVDSL zur Verfügung stellt.

Nur beim Thema VOIP war ich mir nicht sicher, ob es mit dieser Konstellation klappt oder nicht. Meine Hoffnung war, dass die Telefonie im Gerät direkt auf den Internetzugang gelegt wird und keinen „Umweg“ über die gleiche Schnittstelle nimmt, an welcher WLAN und Ethernet hängen. Habe mit diesem Ansatz daher bei der AVM-Hotline angerufen und gefragt, ob das was werden kann, man wollte bzw. konnte das aber weder dementieren noch bestätigen. Nur das es eine äußerst unsaubere Lösung sei und die Fritzboxen dafür nicht konzipiert seien.

Also rein in den Live-Test. Alles so konfiguriert und verkabelt wie beschrieben und gespannt die Ergebnisse abgewartet. Und man kann sagen, im Großen und Ganzen funktioniert es auch. VOIP läuft tatsächlich weiter direkt über VVDSL, alles andere nimmt auch wie geplant den Weg über die Glasfaser. Aber…

Während ich per Ethernet an beiden Fritzboxen nahezu maximale Geschwindigkeiten messen kann, scheint sich das WLAN mit der Lösung nicht ganz anfreunden zu können. Im WLAN der Fritz-GF bekomme ich mit 200-300 MBit/s down und knapp 90 MBit/s up ganz ordentliche Geschwindigkeiten, im WLAN der Fritz-DSL hingegen komme ich nur auf 70-150 MBit/s down und 85 MBit/s up…der Upload ist spannenderweise recht stabil, während der Download stark schwankt.

Werde die Kanäle nochmal prüfen, hab aktuell beide Fritzboxen im Auto-Modus, vielleicht stehen die sich ja gegenseitig im Weg rum.

Ebenfalls wäre es nochmal einen Versuch wert, ob man auf beiden Geräten die gleiche SSID und gleiches Passwort verwenden kann, um zwischen beiden Netzwerken nahtlos wechseln zu können…also quasi MESH nur ohne MESH. Bin aber nicht sicher, ob das was werden kann.