Mein Kontakt mit Linux hält sich abseits des Smartphones stark in Grenzen, für gewöhnlich nutze ich es nur, wenn mir der Einsatz von Windows noch umständlicher erscheint. So wie heute… ich habe mir bei Amazon eine „neue“ IDE-Festplatte bestellt, der man schon nach dem Auspacken ansehen konnte, dass sie so neu nicht sein kann. Also interessierte mich, wie lange das gute Stück denn bisher schon seinen Dienst verrichten durfte.
Da Festplatten über ein System namens Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology (abgekürzt SMART oder auch S.M.A.R.T.) verfügen, ist das Wo gar nicht so schwer, aber das Wie kann einen schon eher beschäftigen. Für Windows gibt es viele Programme, welche die SMART-Informationen auslesen und auswerten können. Dumm nur, wenn kein Windows zur Verfügung steht.
Ich nutze eigentlich nur noch ein Notebook, da kann ich mit dieser Festplatte schon mal nichts werden. Ein USB-Adapter wäre zwar schnell angeschlossen, aber über USB kommt man leider nicht an die SMART-Daten ran. Bleibt also nur der Rechner, für den die Festplatte bestimmt ist: ein HP e-PC c10. Mit einem P3 mit 1 GHz und ganzen 256 MB RAM nicht unbedingt zum Angeben geeignet, aber dafür schön klein ^^
Als Live-System habe ich mir SystemRescueCD ausgesucht, hauptsächlich da es schon fertig gebrannt im Regal lag, aber auch, weil es recht geringe Ansprüche an die Hardware stellt. Man kann auf der alten Kiste sogar die grafische Oberfläche starten, wenn man möchte, braucht man für das Vorhaben aber nicht. Wichtig ist aber, dass smartmontools installiert ist.
Also CD rein, booten und auf Betriebsbereitschaft warten. Zuerst benötigt man die Info, wie die Laufwerke denn heißen:
root@sysresccd /root % lshw -short H/W path Device Class Description ================================================= system e-Vectra /0 bus HP System Board /0/0 memory 64KiB BIOS /0/4 processor Pentium III (Coppermine) /0/4/5 memory 32KiB L1 cache /0/4/6 memory 256KiB L2 cache /0/13 memory 256MiB System Memory /0/13/0 memory 256MiB DIMM SDRAM Synchronous /0/100 bridge 82810E DC-133 (GMCH) Graphics Memory Controller Hub /0/100/1 display 82810E DC-133 (CGC) Chipset Graphics Controller /0/100/1e bridge 82801AA PCI Bridge /0/100/1e/2 enp1s2 network 3c905C-TX/TX-M [Tornado] /0/100/1f bridge 82801AA ISA Bridge (LPC) /0/100/1f.1 storage 82801AA IDE Controller /0/100/1f.2 bus 82801AA USB Controller /0/100/1f.3 bus 82801AA SMBus Controller /0/100/1f.5 multimedia 82801AA AC'97 Audio Controller /0/1 scsi0 storage /0/1/0.0.0 /dev/sda disk 20GB ST320410A /0/1/0.0.0/1 /dev/sda1 volume 18GiB Windows NTFS volume /0/2 scsi1 storage /0/2/0.0.0 /dev/cdrom disk SCSI CD-ROM /0/3 scsi2 storage /0/3/0.0.0 /dev/sdb disk 1031MB SCSI Disk /0/3/0.0.0/1 /dev/sdb1 volume 983MiB Windows FAT volume
Da man nun den Namen der Festplatte kennt, mit dem man sie ansprechen kann, kann es auch schon losgehen:
root@sysresccd /root % smartctl -i /dev/sda smartctl 6.3 2014-07-26 r3976 [i686-linux-3.10.60-std441-i586] (local build) Copyright (C) 2002-14, Bruce Allen, Christian Franke, www.smartmontools.org === START OF INFORMATION SECTION === Model Family: Seagate U6 Device Model: ST320410A Serial Number: 5FG02MCC Firmware Version: 3.31 User Capacity: 20,404,101,120 bytes [20.4 GB] Sector Size: 512 bytes logical/physical Device is: In smartctl database [for details use: -P show] ATA Version is: ATA/ATAPI-6 (minor revision not indicated) Local Time is: Sat Jan 3 20:10:50 2015 UTC SMART support is: Available - device has SMART capability. SMART support is: Enabled
Sofern das Laufwerk SMART-Unterstützung hat und diese aktiviert ist, kann es weitergehen:
root@sysresccd /root % smartctl -A /dev/sda smartctl 6.3 2014-07-26 r3976 [i686-linux-3.10.60-std441-i586] (local build) Copyright (C) 2002-14, Bruce Allen, Christian Franke, www.smartmontools.org === START OF READ SMART DATA SECTION === SMART Attributes Data Structure revision number: 16 Vendor Specific SMART Attributes with Thresholds: ID# ATTRIBUTE_NAME FLAG VALUE WORST THRESH TYPE UPDATED WHEN_FAILED RAW_VALUE 1 Raw_Read_Error_Rate 0x000f 066 058 025 Pre-fail Always - 63482118 3 Spin_Up_Time 0x0003 098 098 000 Pre-fail Always - 0 4 Start_Stop_Count 0x0032 100 100 020 Old_age Always - 1 5 Reallocated_Sector_Ct 0x0033 100 100 036 Pre-fail Always - 0 7 Seek_Error_Rate 0x000f 078 060 030 Pre-fail Always - 77625164 9 Power_On_Hours 0x0032 088 088 000 Old_age Always - 11065 10 Spin_Retry_Count 0x0013 100 100 097 Pre-fail Always - 0 12 Power_Cycle_Count 0x0032 098 098 020 Old_age Always - 2608 194 Temperature_Celsius 0x0022 035 051 000 Old_age Always - 35 195 Hardware_ECC_Recovered 0x001a 100 253 000 Old_age Always - 0 197 Current_Pending_Sector 0x0012 100 100 000 Old_age Always - 0 198 Offline_Uncorrectable 0x0010 100 100 000 Old_age Offline - 0 199 UDMA_CRC_Error_Count 0x003e 200 194 000 Old_age Always - 6 200 Multi_Zone_Error_Rate 0x0000 100 253 000 Old_age Offline - 0 202 Data_Address_Mark_Errs 0x0032 100 253 000 Old_age Always - 0
Mich interessierte hier Eintrag 9 Power_On_Hours, welcher die bisherige Laufzeit in Stunden beinhaltet. Es gibt aber auch Hersteller, die an Position 9 einen anderen Zähler vorsehen: Power_On_Minutes. In diesem Fall wird der Wert in Minuten angegeben. Bei Maxtor-Festplatten wird unter Power_On_Minutes direkt die Stunden und Minuten angegeben, dieser Zähler nullt wohl aber bei 1000 Stunden, weshalb diese Angabe nicht immer zuverlässig ist. Daher muss noch ein Schritt weiter gegangen werden, um auf Nummer sicher zu gehen.
root@sysresccd /root % smartctl -t short /dev/sda smartctl 6.3 2014-07-26 r3976 [i686-linux-3.10.60-std441-i586] (local build) Copyright (C) 2002-14, Bruce Allen, Christian Franke, www.smartmontools.org === START OF OFFLINE IMMEDIATE AND SELF-TEST SECTION === Sending command: "Execute SMART Short self-test routine immediately in off-line mode". Drive command "Execute SMART Short self-test routine immediately in off-line mode" successful. Testing has begun. Please wait 1 minutes for test to complete. Test will complete after Sat Jan 3 20:27:31 2015 Use smartctl -X to abort test.
Dieser Befehl startet einen Schnelltest der Festplatte, die voraussichtliche Dauer steht in der Ausgabe. Man kann auch einen Langtest starten, dieser dauert aber gern mal bis zu 30 Minuten, uns reicht der kurze aber aus.
Nach Ablauf der angegebenen Zeit kann das Ergebnis des Tests wie folgt abgefragt werden:
root@sysresccd /root % smartctl -l selftest /dev/sda smartctl 6.3 2014-07-26 r3976 [i686-linux-3.10.60-std441-i586] (local build) Copyright (C) 2002-14, Bruce Allen, Christian Franke, www.smartmontools.org === START OF READ SMART DATA SECTION === SMART Self-test log structure revision number 1 Num Test_Description Status Remaining LifeTime(hours) LBA_of_first_error # 1 Short offline Completed without error 00% 11066 - # 2 Extended offline Completed without error 00% 11065 - # 3 Short offline Completed without error 00% 11065 -
Fazit: Die getestete Festplatte hat bereits 11066 Betriebsstunden auf dem Buckel.
Und wem die geringe Größe komisch vorkommt…natürlich hab ich keine 20 GB Platte bei Amazon bestellt, aber als mir der Gedanke kam, die Vorgehensweise in diesem Beitrag festzuhalten, hatte ich die geprüfte Platte schon wieder ausgebaut und für die Rücksendung eingetütet, denn sie hatte sportliche 51831 Betriebsstunden, was mir für eine vermeintlich neue Festplatte dann doch zu viel war. Also hab ich das ganze Prozedere noch mal kurz mit der alten Festplatte durchgeführt, die vorher in dem Rechner war.